#gärngschee
Die Zeichen verdichten sich, dass die mit der Corona-Krise verbundenen Einschränkungen zu einer Zunahme häuslicher Gewalt führen. In einer Blitzaktion hat der Dachverband männer.ch ein Survival-Kit erstellt – in 17 Sprachen. Leiter Markus Theunert erklärt, wie Männer gewaltfrei durch die Krise kommen.
03/26/20, 04:25 PM
Aktualisiert 03/26/20, 04:25 PM
«Ich möchte die Angst zulassen, keine Luft zu bekommen. Und trotzdem weiter atmen», schrieb Markus Theunert in einem vielbeachteten Post zum Thema Angst in den Sozialen Medien. Das war am letzten Freitag. Kurz darauf meldete sich ein befreundeter Fachmann für Männerarbeit. Er war begeistert vom Inhalt, meinte aber: «Wenn ich das so meinen Klienten vorlese, dann schauen die kariert.» Schnell war die Idee geboren, etwas für eine breite Zielgruppe zu machen. Wichtig sei dabei gewesen, eine fachliche Sprache zu finden, die trotzdem berührt und eine klare, einfache Handlungsanleitung vermittelt. Das brauche es im Moment, denn «es wird eng», sagt Theunert. Nicht nur emotional, sondern auch räumlich und gefühlsmässig.
Gewalt ist auch ganz stark eine Ohnmachtsreaktion
Markus Theunert
Die Quarantäne erfordere in hohem Masse Selbstführungs- und Beziehungskomptenzen. Viele Männer stossen da an ihre Grenzen. «Je grösser der Druck, umso enger der Blick, umso höher die Ladung», sagt Theunert. Damit seien auch die Zutaten da, die zu häuslicher Gewalt führen. «Gewalt ist auch ganz stark Ohnmachtsreaktion».
Was macht man da? Dieser Frage ging Theunert zusammen mit neun erfahrenen Gewaltberatern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach. Entstanden ist ein Survival-Kit, das Männer durch die Krise führen soll. Die Schlüsselbotschaft: Stress und Druck sind in der jetzigen Situation normal, aber keine Entschuldigung. Jeder Mann trägt die Verantwortung, sich selbst zu bremsen, wenn er im roten Bereich zu drehen droht. Um möglichst viele Männer zu erreichen, wurde das Merkblatt bereits in 17 Sprachen übersetzt. Weitere sollen folgen. Da derzeit die finanziellen Mittel für eine Kampagne fehlen, hofft der Verein, das Merkblatt zusammen mit regionalen Fachstellen im ganzen Land verbreiten zu können.
Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Du verlierst unnötig Kraft,
wenn du gegen Corona rebellierst. Versuch lieber, dieser Zeit einen Sinn
zu geben: Es ist eine neue Erfahrung, ein Abenteuer, eine Ausnahmezeit - aus der du auch lernen kannst.
Schaff Ordnung. Eine Tagesstruktur und ein Wochenplan geben Orientierung.
Stell dir unterschiedliche Aufgaben. Unterstütze dich und andere.
Mach einen Plan für den Notfall. Finde heraus, wie du dich selbst beruhigen kannst,
wenn alles zu viel wird. Ein paar Anregungen:
Weitere Tipps und Adressen für den Notfall finden sich hier.
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