Neue Mega-Bank besitzt in Basel 4735 Wohnungen

Was bedeutet die Übernahme der CS durch die UBS für den Basler Immobilienmarkt? Wir haben einen Politiker, einen Experten und die «Wem gehört Basel?»-Daten befragt.

Dank «Wem gehört Basel?» wissen wir: Die grössten Immobilienbesitzerinnen in Basel sind die Grossbanken Credit Suisse und UBS. Und seit dem 19. März wissen wir: Die eine übernimmt die andere. Was bedeutet es für den Basler Immobilienmarkt, wenn die Nummer zwei den bisherigen Platzhirschen schluckt und auf einen Schlag eine einzelne Firma 4735 Wohnungen kontrolliert?

Wird es negative Auswirkungen auf Mieter*innen haben, wenn bisher konkurrierende Fondsgesellschaften zusammengelegt werden?

Das befürchtet SP-Grossrat Ivo Balmer, er hat deshalb bei der Regierung eine Interpellation eingereicht. Gegenüber Bajour begründet er: «Ich habe leider die Befürchtung, dass die Immobilienportfolios des neuen Giganten UBS/CS umgeschichtet werden. Also, dass die Immobilien verkauft werden können an andere Immobilienkonzerne. Und Verkäufe bedeuten für die Mieter*innen oft nichts Gutes. Die Marktmacht von UBS/CS wird gigantisch sein. Hier müssen wir im Interesse der Mieter*innen wachsam bleiben.»

Gerne hätten wir mit der UBS über diese Befürchtungen gesprochen, doch die Medienstelle blockt ab: «Zu den Auswirkungen der geplanten Übernahme der Credit Suisse auf das Immobilien-Anlagegeschäft von UBS und dessen Anlagestrategie können wir zum heutigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen.»

Robert Weinert von der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner gibt Entwarnung: «Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass Mieter*innen in Basel negative Auswirkungen zu befürchten hätten. Das Mindset von UBS und CS sind vergleichbar, beide verfolgen schon jetzt ähnliche Anlagestrategien. Anders könnte es sein, wenn ein renditeorientiertes Unternehmen eine Wohngenossenschaft übernehmen würde.» Zudem seien UBS und CS zwar unter den institutionellen Fonds Schwergewichte, aber in Bezug auf den gesamten Wohnungsmarkt seien sie weit weg von einer dominanten Stellung, dort gebe es zahlreiche andere Player wie Privatbesitzer*innen, Genossenschaften und die öffentliche Hand, die zusammen viel mehr Immobilien besitzen.

Auf Ivo Balmers Interpellation gibt die Regierung keine Antwort. Regierungsrätin Esther Keller sagt, dass das Grundbuchamt nur Auskunft darüber geben darf, wer Eigentümer*in eines bestimmten Grundstücks sei – nicht aber, welche Grundstücke einer Eigentümer*in gehören. Interpellant Balmer war damit überhaupt nicht einverstanden:

Lieber Ivo Balmer, zumindest diesbezüglich haben wir gute Nachrichten. Gemeinsam mit über 1000 Freiwilligen haben 2021 sämtliche Besitzverhältnisse auf Stadtgebiet geklärt. Hier sind die Grundstücke von UBS (rot) und CS (blau).

Screenshot 2023-04-19 174502
Daten: wemgehoertbasel.ch
Screenshot 2023-04-12 163507
Alle UBS- und CS-Immobilien auf einer Karte
selbst erkunden
Screenshot 2023-04-12 161607

Auf der Lyss besitzt die UBS über ihren Immobilienfonds «SIMA» das Gebäude mit der Confiserie Bücheli im Erdgeschoss (rot). 7 Stockwerke, 15 Wohnungen. Links und rechts in unmittelbarer Nachbarschaft sind Liegenschaften der CS mit 28 Wohnungen (Schützengraben 4+6) respektive Auf der Lyss 14 (11 Wohnungen).

häuser

Auch an der Delsbergerallee im Gundeli kommen sich die beiden Grossbanken nahe. Sehr nahe sogar, zwischen den beiden sechsstöckigen Häuser mit je 14 Wohnungen erinnert die schmale Nummer 5 in Privatbesitz beinahe ans gallische «Dorf der Unbeugsamen» von Asterix und Obelix. Anruf beim Besitzer, der nichts wusste von seiner grossbänkischen Nachbarschaft. Kaufofferten habe es bisher nicht gegeben und er könne absolut ausschliessen, dass das Haus verkauft werde. Also tatsächlich ein wenig Gallien mitten in Basel.

Screenshot 2023-04-12 163008

Richtig kurios wird es am Tellplatz: Die dortige UBS-Filiale ist in einer Liegenschaft eingemietet, die der Credit-Suisse-Anlagestiftung gehört. Hier ist die UBS also durch die CS-Übernahme von der Mieterin zur Eigentümerin geworden.

Auch wenn viele Fragen noch unbeantwortet bleiben, zeigen unsere Daten, dass es einen Umbruch in den Besitzverhältnissen gibt und die UBS nicht nur zur Mega-Bank, sondern auch zur Mega-Immobilienbesitzerin mutiert.

Herzen
Wir sind (noch) kein Platzhirsch

Jetzt Bajour-Member werden.

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

CH-Media_Tippinpoint

Beat Schmid, tippinpoint. am 06. Dezember 2023

CH-Media-Redaktion löscht UBS-kritischen Artikel

Eine Glosse über die UBS ist nicht mehr online. Nach einem Gespräch zwischen einer Vertreterin der Grossbank und dem viertgrössten Verlagshaus der Schweiz verschwand der Beitrag. Die UBS buchte ein Werbevolumen über mehrere 100’000 Franken, berichtet TippinPoint.

Weiterlesen
Logos of the Swiss banks Credit Suisse and UBS are seen next to traffic lights on two buildings in Zurich, Switzerland on Saturday, March 18, 2023. (KEYSTONE/Michael Buholzer).

David Rutschmann am 28. März 2023

«Wir müssen die Bonikultur durchbrechen»

Der Baselbieter SP-Nationalrat Eric Nussbaumer spricht im Interview über Monsterbanken, Investment und den internationalen Wettbewerb. Er sagt: «Es wird turbulent bleiben, wenn man meint, man muss weiterhin höchste Risiken eingehen.»

Weiterlesen
Banken Bankverein

Marc Gusewski am 23. März 2023

Auf der Suche nach einer fairen Bank

Eine Bank deren Manager*innen lieber für eine bessere Welt schaffen, statt für ihre Ego-Boni – gibt es das? Es gibt sie. Bajour hat für dich nach fairen Banken gesucht und zudem ein paar Möglichkeiten gefunden, mit deinem Geld Sinn und Wert zu stiften.

Weiterlesen

Kommentare