Wie eine angebliche Weltverschwörung die Wahlen in Allschwil auf den Kopf stellte

Am gestrigen Wahlsonntag geschah mit der Splitterpartei AVP (Allschwiler Volkspartei) das, was nunmal oft mit Splitterparteien passiert: Sie zersplittern. Was das mit Antisemitismus zu tun hat. Oder eben nicht.

Allschwil stand Kopf. Nicht.
Allschwil stand Kopf. Nicht.

Im Dezember machte Bajour publik, dass eine AVP-Einwohnerrätin via Telegram antisemitische Verschwörungstheorien in einem «patriotischen» Chat verbreitete. Die Partei stellte sich bedingungslos hinter ihre Politikerin. 20 Minuten, die BaZ und Telebasel berichteten ebenfalls. In Allschwil passierte das:

SP-Regierungsmitglied Christoph Morat trat in der Angelegenheit am pointiertesten auf, in dem er in die Tasten haute und einen Leserbrief für das Allschwiler Wochenblatt verfasste: «Ist es zuviel verlangt, dass sich diese entweder von ihren abstrusen Veröffentlichungen klar distanziert oder dann halt die Konsequenzen zieht? Es schaudert mich schon etwas, wenn nun im Einwohnerrat und im Schulrat der Primarstufe in Allschwil solch widerwärtiges Gedankengut präsent ist.»

Ansonsten:

Klauser hingegen verbreitete munter und gegen Ende des Wahlkampfes auch öffentlich diese Botschaft:

Und das, obwohl die Politikerin gegenüber den Medien zugab, dass sie diese Verschwörungstheorien verbreitet hat. Wir trafen Klauser am Freitag vor den Wahlen und mussten feststellen:

Schliesslich war der Wahlsonntag da. Die AVP-Politikerin verpasste zwar die Wiederwahl, schaffte es aber auf den Platz der zweiten Nachrückenden. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze.

1. AVP-Wähler*innen geben genau so viel Fucks wegen Antisemitismus:

2. AVP-Wähler*innen informieren sich nicht via «Mainstream-Medien» (und geben auch deswegen 0 Fucks wegen Antisemitismus).

Das Ende der Geschichte: Klauser selbst wurde als Regierungsmitglied abgewählt. Die AVP hat ihre Fraktionsstärke verloren und ist in der absoluten Bedeutungslosigkeit angekommen. Sehr wahrscheinlich lag es nicht am Antisemitismus, sondern an der Abspaltung von der SVP.

Anyway: Nochmal gut gegangen für die anderen Parteien, die sich jetzt auf die Schulter klopfen können und gelernt haben, dass es eine gute Strategie ist, Antisemitismus totzuschweigen.

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